
Wider das Wegwerfen – Im Reparaturcafé erhalten abgel(i)ebte Dinge eine zweite Chance
Alte Dinge erfahren neues Leben durch ehrenamtliches Engagement älterer Menschen im Repair-Café.
© Sascha Gast | Screenshot Instagram @sascha_dein_fotograf
Mit dem Projekt „Gedankenlos“ will der Aachener Verein Fauna e. V. zeigen: Menschen mit Demenz haben viel zu sagen – und wo die Worte fehlen, hilft Musik. In Zusammenarbeit mit der inklusiven Band Neongrau52 ist ein würdevoller, mutmachender Song über das Leben mit Demenz.
„Gedankenlos – so fühlt es sich manchmal an, wenn Demenz das Leben verändert. Aber gedankenlos heißt nicht sprachlos: Menschen mit Demenz haben viel zu sagen.“
So beschreibt Andrea Kratz das Song-Projekt, das sie gemeinsam mit der inklusiven Band Neongrau52 und der Freien Alten- und Nachbarschaftshilfe Aachen (Fauna) e. V. umgesetzt hat. Es verbindet Kulturgeragogik – Kulturarbeit mit älteren und hochaltrigen Menschen – mit inklusiver Kulturarbeit, bei der Menschen mit Behinderung aktiv beteiligt sind.
Menschen mit Demenz aus der Tagespflege und den Wohngruppen der Fauna sprachen in Interviews über ihre Gefühle und Erfahrungen. Daraus sind einige Sätze und Zitate entstanden, die sie selbst eingesprochen haben – unverfälscht und direkt. Die Band Neongrau52 hat diese Stimmen mit Rap-Parts und musikalischer Gestaltung verstärkt. Neongrau52 besteht aus Menschen mit kognitiven und körperlichen Beeinträchtigungen, die von erfahrenen Musiker*innen unterstützt werden. Den Refrain steuerte eine 16-jährigen Sängerin aus Aachen bei.
Das Projekt wurde professionell umgesetzt: Die Aufnahmen fanden im Tonstudio statt und der Fotograf Sascha Gast begleitete das Projekt.
„Ich durfte mit einem starken Team Menschen mit Demenz portraitieren – nicht ihre Krankheit, sondern ihre Würde, ihre Stärke, ihre Persönlichkeit“
Zusätzlich zum Song bilden Gasts Bilder – zu sehen auf dessen Instagram-Profil – einen weiteren Ausdrucksweg, der das Unsichtbare sichtbar macht und das Leben mit Demenz würde- und hoffnungsvoll darstellt.
Im Projektverlauf zeigte sich, wie Musik Türen öffnen kann. Ein Teilnehmer rang lange mit der Frage, ob er seine Demenz-Diagnose akzeptieren könne. „Von ‚Ich bin nicht dement‘ – einem Satz voller Abwehr und Angst – hin zu ‚Ja, das gehört zu mir‘: Das war ein Weg, der Würde, Stärke und neue Offenheit schenkt“, beschreibt Sascha Gast dessen Entwicklung.
„Menschen mit Beeinträchtigungen – ob durch Demenz oder andere Einschränkungen – sind kreativ, kraftvoll und inspirierend“, betont Andrea Kratz. Der Song „Gedankenlos“, der am 21. September 2025, dem Welt-Alzheimertag, veröffentlicht wurde, stellt nicht Defizite in den Vordergrund, sondern Ausdruck, Teilhabe und Selbstbewusstsein. Das Projekt ist zudem ein Beispiel dafür, wie sich inklusive Kulturarbeit mit kulturgeragogischen Ansätzen verbinden kann. Andrea Kratz selbst will diesen Weg weitergehen: Sie gehört zu den Teilnehmerinnen der nächsten berufsbegleitenden Weiterbildung Kulturgeragogik, die Ende Oktober startet.
Claudia Heindrichs: „Ein Song über Demenz, der unter die Haut geht“ (Aachener Zeitung, 17.09.2025)