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Das Cover der 29. Ausgabe des kubia-Magazins Kulturräume+ zeigt fünf ältere fünf Personen in einem realitätsnahen Comic-Stil, zwei von ihnen sitzen in Rollstühlen. Darunter steht „Superhelden mit Rollator – Die fantastischen Fliedners“ und weiter unter der Magazin-Titel „We care! Sorge und Solidarität in Kunst und Kultur“.

© Kay Strathus

We care! Sorge und Solidarität in Kunst und Kultur

Kulturräume+ Das kubia-Magazin #29
Comiczeichnung von Kay Strathus. Ältere Frau im Rollstuhl hebt die Hand, während eine weiße Taube Lichtstrahlen auf sie abstrahlt. Text im Bild: Die heilige Hildegard. Tarnexistenz: Hildegard Kramp. Superkräfte: Kann göttliche Energie anzapfen, um Frieden und Harmonie herzustellen.

© Kay Strathus

Editorial

Liebe Leser*innen,

Pflegenotstand, Personalknappheit, Arbeitsüberlastung, Reformstau – das sind nur ein paar der im aktuellen Diskurs in Deutschland kursierenden Begriffe, die zur Sorge um die Sorgearbeit mahnen. Pflege wird selbst zum Pflegefall erklärt. Rufe nach einer neuen Kultur der Sorge werden lauter: Wie kann in unserer Gesellschaft eine bessere, auch ökonomische Wertschätzung der Care-Arbeit erreicht werden? Wie kann ein Verständnis dafür wachsen, dass sie nicht mehr nur als individuell zu schulternde Last, sondern als gemeinschaftliche, politisch-kulturelle Praxis gilt, in der neue Wege der Für- und Selbstsorge erprobt werden?

In der Debatte um eine neue Care-Kultur leisten die Künste, Kunst- und Kultureinrichtungen sowie kulturgeragogische Angebote wertvolle Beiträge, wie diese Ausgabe der Kulturräume+ zeigt: Die Kulturgerontologinnen Heike Hartung und Ulla Kriebernegg werfen einleitend einen sorgenden Blick auf Beziehungen der Fürsorge. Sie lenken die Aufmerksamkeit auf Klassenverhältnisse und kulturelle Ungleichheiten, die die Erfahrungen von Care prägen. Dabei markieren sie kritisch die Defizite, zeigen aber auch auf, wie die Künste Szenarien und Utopien entwerfen, in denen Sorgearbeit sichtbar gemacht, kritisch hinterfragt und ästhetisch transformiert wird.

Künstlerisch-kulturgeragogische Angebote in der Pflege eröffnen Räume für Begegnung und Freude, von denen Pflegebedürftige, Pflegende, Angehörige und Kulturschaffende gleichermaßen profitieren. So fördern Musik, Theaterspielen oder Zirkusprojekte das Wohlbefinden und das soziale Miteinander in Pflegeeinrichtungen. Daraus kann eine Kultur des Miteinanders entstehen, die zur Grundlage für eine menschlichere, würdevollere und lebendigere Pflege wird, schreibt Jessica Höhn in ihrem Beitrag zu Theater in der Pflege.

Deshalb ist diese Ausgabe der Kulturräume+ auch ein Plädoyer dafür, kulturgeragogische Bausteine in die Pflegeausbildung zu integrieren. Beispielgebend ist das kulturgeragogische Projekt von Almut Koch, das sie in Eisenhüttenstadt im Museum Utopie und Alltag in Kooperation mit der Schule für Gesundheits- und Pflegeberufe e. V. initiiert hat. Dass eine neue Care-Kultur den Blick auch für Fragen der planetaren Gesundheit und des Klimawandels erweitert, veranschaulicht eindrucksvoll die Produktion „Who cares?“ der Dortmunder Bürger*innenoper.

Nicht zuletzt danken wir dem Kunstgeragogen Kay Strathus, dass uns seine „Fantastischen Fliedners“ im Comic humorvoll vor Augen führen, wie Kunst und Kultur Superkräfte in der Pflege entwickeln können.

In diesem Sinne: Take care!
Das kubia-Team

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Ausgabe #29 zum Download

Lieber als PDF lesen oder für später speichern? Hier das barrierefreie PDF zur Ausgabe:

Kompetenzzentrum für Kulturelle Bildung im Alter und inklusive Kultur (Hrsg.) (2025): We care! Sorge und Solidarität in Kunst und Kultur. Kulturräume+. Das kubia-Magazin, Heft 29/2025. 52 Seiten, ISSN: 2193-6234.

Themenschwerpunkt: Sorge und Solidarität in Kunst und Kultur

Comic-Zeichnung mit vier älteren Personen vor einem Computer und einer grünen Superheldenfigur. Text in Sprechblasen: „Redet doch nicht so geschwollen daher! Im Knast ist es ja gemütlicher als hier! Wir wollen Begegnungsmöglichkeiten und Unterhaltung!“, „Wir sind von den verzweifelten Bewohnern um Hilfe gebeten worden. Wir sind der Meinung, dass sich hier etwas ändern muss!“, „Wir hoffen, dass wir mit unserer Bitte Erfolg haben!“
  • Fachdiskurs

Pflege, Sorge und Care in gesellschaftlichen Debatten – Ein sorgender Blick aus Perspektive der Cultural Care Studies

Die Kulturgerontologinnen Heike Hartung und Ulla Kriebernegg beleuchten den Begriff „Care“ aus kulturwissenschaftlicher Perspektive und zeigen, wie Fürsorge, Pflege und Sorge unsere Gesellschaft prägen.

Fotografie: Ältere Menschen tanzen paarweise auf einer Wiese.
  • Fachdiskurs

Saiten in der Seele anschlagen – Musikalische Gruppenangebote für Menschen mit Demenz

Begleitet von Franziska Heidemann und Kai Koch sind durch das Programm „Länger fit durch Musik!“ 43 Modellprojekte entstanden, die zum Wohlbefinden und zur Teilhabe von Menschen mit Demenz beitragen.

Fotografie: Eine ältere Frau und eine mittleren Alters, beide mit gemusterten Schürzen, betrachten gemeinsam eine analoge Kamera mit Ledertasche.
  • Fachdiskurs

Kulturelle Teilhabe als Qualitätsmerkmal – Wie Theater Pflege menschlicher und lebendiger macht

Die Theaterpädagogin und Wissenschaftlerin Jessica Höhn zeigt, wie künstlerische Angebote in der Pflege Begegnung ermöglichen und zu einer menschlicheren, würdevolleren Pflege beitragen können.

Fotografie: Ältere Personen und Kinder sitzen und stehen an einem festlich gedeckten Tisch. Vor ihnen liegen Gipsmasken.
  • Praxiseinblick

Der Tod geht ein und aus – Die Papillons machen Theater im Pflegewohnheim

Die PAPILLONS, ein Ensemble aus älteren Menschen mit und ohne Demenz, verwandeln das Pflegewohnheim „Am Kreuzberg“ in eine Bühne voller Leben, Musik und Begegnung über Generationen hinweg.

Fotografie: Retro-Radioempfänger und Retro-Bügeleisen auf einem gedeckten Tisch mit Kaffeetasse. Mehrere Personen unterschiedlichen Alters sitzen am Tisch.
  • Praxiseinblick

Alltag weckt Erinnerung – Ein Begegnungsangebot für Menschen mit Demenz und ihre Pflegenden

Das partizipative Projekt „Alltag weckt Erinnerung“ nutzt Koffer mit Alltagsgegenständen aus der DDR, um Menschen mit und ohne Demenz miteinander in Kontakt zu bringen.

Fotografie: Mehrere Personen stehen um weiße, kopflose Puppen herum und betrachten sie.
  • Praxiseinblick

Who Cares? Fürsorge in der Bürger*innenoper Dortmund

In der Bürger*innenoper Dortmund bringen ältere Sängerinnen ihre Erfahrungen mit Fürsorge, Familie und Pflege in der Opernproduktion „Who cares?" künstlerisch auf die Bühne.

Fotografie: Ältere Frau im Rollstuhl malt an einem großen, farbigen Stadtbild auf einem Tisch mit Malutensilien. Weitere Personen stehen und sitzen neben ihr.
  • Porträt

Superheld*innen im Pflegeheim – Ein Porträt des Kunstgeragogen Kay Strathus

Kay Strathus ist Künstler und arbeitet als Kunstgeragoge in einem Pflegeheim. Dabei bringt er Menschen mit Demenz und körperlichen Einschränkungen ins kreative Tun. kubia-Mitarbeiter Christoph Brammertz stellt ihn vor.

Fotografie: Älterer Mann mit Strickmütze und junge Frau mit Stirnband, beide tragen eine rote Clownsnase.
  • Praxiseinblick

Zirkusreif – Manege frei in finnischen Pflegeheimen

Zirkus im Pflegeheim? Für die finnische Forscherin und Kulturvermittlerin Pilvi Kuitu ist das mehr als Unterhaltung. Es ist ein Weg zu kultureller Teilhabe, Lebensfreude und Wohlbefinden im Alter.

Tipps zum Themenschwerpunkt

Buchcover mit pinkem Titelblock und Hintergrund in Blau und Rosa. Text: „KUNST+CARE – Fürsorge als Chance und Risiko im aktuellen Kunstbetrieb. Ursula Theißen, Susanne Ristow, Lisa Bosbach (Hg.). C.W. Leske Verlag“.

Kunst und Care

Publikation zu Fürsorge als Chance und Risiko im aktuellen Kunstbetrieb

Care-Arbeit und Fürsorge im Kunstbetrieb: Welche gesellschaftspolitischen Begriffe sollten in diesem Kontext geklärt werden? Wer sind die Sorgenden und Pflegenden
in der Kunstszene? Wo bleibt die Freiheit der Kunst, wenn es im Kunstbetrieb immer mehr um Politik und Empowerment geht? Die theoretischen und künstlerischen
Beiträge in diesem Band widmen sich auf unterschiedliche Weise den vielfältigen und manchmal überraschenden Verflechtungen von Care-Arbeit, Fürsorge, künstlerischem Wirken und Kunstbetrieb. Der Sammelband ist ein Ergebnis des Projekts „Kunst und Care“, eine Kooperation von LaB K (Landesbüro für
Bildende Kunst und Kunsthaus NRW), dem Frauenkulturbüro NRW und dem Masterstudiengang Kunstvermittlung und Kulturmanagement der Heinrich-Heine-
Universität Düsseldorf.

Ursula Theißen/Susanne Ristow/Lisa Bosbach (Hrsg.) (2024): Kunst und Care. Fürsorge als Chance und Risiko im aktuellen Kunstbetrieb. Düsseldorf: C. W. Leske, 133 S., ISBN: 978-3-946595-44-1


Buchcover in Beige mit der blauen Aufschrift „Undercurrents (Hg.): Literatur und Care“

Literatur und Care

Sammelband zur Literarisierung von Sorgearbeit

„Wer kochte den Siegesschmaus?“, fragte schon Bertolt Brecht. Und wer hat eigentlich Fausts Studierzimmer nach seiner Eskapade mit Mephisto wieder aufgeräumt? Irgendjemand muss diese Tätigkeiten – Kochen, Putzen, Trösten, Pflegen, Stillen – verrichtet haben. Aber die Literatur erzählt oft nicht viel darüber. So überrascht es nicht, dass sich auch die Literaturwissenschaft lange Zeit kaum für Care-Arbeit interessiert hat. Unter den literarischen Neuerscheinungen der vergangenen Jahre finden sich zunehmend Texte, die Care-Tätigkeiten ins Zentrum stellen und den politischen Diskurs um Sorgearbeit reflektieren. Das nimmt die Publikation zum Anlass, sich mit den Genres, ästhetischen Formen und Verfahren für die Literarisierung von Sorgeverhältnissen zu beschäftigen.

Undercurrents (Hrsg.) (2023): Literatur und Care. Berlin: Verbrecher, 219 S., ISBN: 978-3-95732-555-6


Buchcover mit schwarz-weißer Zeichnung. Eine ältere Person sitzt auf einem Stuhl und stützt den Kopf in die Hand. Umgeben von vielen Gegenständen wie Büchern, Uhren, Papierbooten und einem Labyrinth. Text: „Albin Zauner – Im Demenzlabyrinth. Eine Bildererzählung. Hogrefe“.

Im Demenzlabyrinth

Graphic Novel über das Erleben von Demenz

Können Zeichnungen erzählen, wie Menschen mit Demenz ihren Alltag erleben, bewältigen oder daran scheitern? Dem Kunsttherapeuten Albin Zauner ist dieses Kunststück geglückt. In seiner Graphic Novel „Im Demenzlabyrinth“ erzählt er von den Erfahrungen eines Schriftstellers, der an einer Alzheimer-Demenz erkrankt ist. Zauner verdichtet in seinen Zeichnungen die Eindrücke seiner 15-jährigen Arbeit mit Menschen mit Demenz. Im Vordergrund steht die innere Erleb¬niswelt des Protagonisten. Die existenziellen Auswirkungen – die Verluste von räumlicher und zeitlicher Orientierung, die Gedächtnisausfälle und der Sprachzerfall – durchdringen in symbolischen Bildsequenzen die Erlebniswelt des alten Mannes.

Albin Zauner (2022): Im Demenzlabyrinth. Eine Bilderzählung. Göttingen: Hogrefe, 112 S., ISBN: 978-3-45686-260-6


„Buchcover mit weißem Hintergrund und grünem Blattmotiv. Text: ‚Volker Kitz. Alte Eltern. Über das Kümmern und die Zeit, die uns bleibt. Kiepenheuer & Witsch‘.“

Alte Eltern

Essay über das Kümmern und die Zeit, die uns bleibt

Was bedeutet es, wenn die Eltern alt werden? Der Autor Volker Kitz erzählt in seinem literarischen Essay die Geschichte seines Vaters, der an Demenz erkrankt. Kitz erkundet daran exemplarisch, wie sich familiäre Verantwortung verschiebt, wenn Eltern alt werden. Sein Buch betrifft die Gefühle und Fragen einer ganzen Generation. Ein kluges und empathisches Buch, das sehr berührt.

Volker Kitz (2024): Alte Eltern. Über das Kümmern und die Zeit, die uns bleibt. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 240 S., ISBN: 978-3-462-00435-9


Demenz und Partizipation

Philosophische Dimensionen und soziale Praxis

Demenz ist überall ‒ und doch erstaunlich unsichtbar. Die Autor*innen wagen ein radikales Umdenken: Sie begreifen Demenz nicht länger als rein medizinisches Problem, sondern als soziale Frage. Wie steht es um die Teilhabe von Menschen mit Demenz? Und wie lässt sich Partizipation jenseits von Events neu denken? Unter Einbeziehung der soziologischen und philosophischen Theorie und Erkenntnissen aus der Praxis entsteht ein anderes Bild von Demenz, das dazu einlädt, Betroffene und Gesellschaft nicht zu trennen, sondern zu verbinden.

Reiner Gronemeyer/Gabriele Kreutzner/Jonas Metzger/Oliver Schultz (2025): Demenz und Partizipation. Riskantes Denken. Bielefeld: transcript, 180 S., ISBN: 978-3-8376-7726-3


Ein Mann liegt nur mit einer windel bekleidet im Bett. Ein zweiter Mann beugt sich über ihn und stützt sich auf dessen zur Seite abgewinkeltes Bein, möglicherweise im Rahmen von Pflege- oder Therapie.

Die zärtliche Revolution

Dokumentation über die Vision einer Gesellschaft, die sich wirklich kümmert

Der Film porträtiert Menschen, die sich kümmern: Arnold pflegt 24 Stunden am Tag seinen Sohn Nico mit Schwerbehinderung und bringt noch die Kraft auf, sich für pflegende Angehörige einzusetzen. Die polni­sche 24-Stunden-Pflegekraft Bożena unterstützt andere Pfleger*innen, für ihre Rechte zu kämpfen. Die Klimaak­tivistin Amanda will nicht mehr mitansehen, dass der gesunde Lebensraum ihrer Familie in Peru durch die Kli­makrise zerstört wird. Der Rollstuhlfahrer Samuel stellt ein inklusives Hausprojekt auf die Beine. Sie alle wollen die Welt zu einem fürsorglichen Ort machen. Doch müs­sen sie schmerzlich realisieren, dass Sorge alles andere als leicht ist.

Die zärtliche Revolution. Dokumentarfilm. Regie: Annelie Boroș, D 2024, 94 Minuten.

Policy-Baukasten: Familie und Care am Theater

Management-Tool zur Familienvereinbarkeit

Arbeit am Theater ist nicht familienfreundlich. Viele Akteur*innen wollen daran etwas ändern. Der Policy Baukasten vom Frauenkulturbüro NRW hilft bei der Weiterentwicklung von Theaterstrukturen hin zu ei­ner verbesserten Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Der Baukasten unterstützt als zielgruppenspezifisches Management-Tool Kulturpolitik, Kulturverwaltungen, Theaterleitungen und Künstler*innen. Sowohl bottom-up als auch top-down hilft der Policy Baukasten bei der Standortbestimmung im Hinblick auf Familienvereinbarkeit. Er befördert die Suche nach Lösungen und die Entwicklung von Change-Prozessen. Um individuelle Konzepte und Maßnahmen zu entwickeln, bündelt er Ergebnisse unterschiedlicher wissenschaftlicher Studien.

Policy-Baukasten


Art and Care

Schweizer Netzwerk von care-gebenden Künstler*innen

Die Idee des autarken, von allen sozialen Verantwor­tungen befreiten künstlerischen Genies ist überholt. Aus Sicht des Schweizer Netzwerks von care-gebenden Künstler*innen geht es gegenwärtig um ein künstleri­sches Selbstverständnis, das sich über Verbundenheit de­finiert: Das Schaffen von künstlerischen Projekten und das Mitgestalten von Leben und die damit verbundene Care-Arbeit gehören zusammen.

art+care Artist Network

Eine Frau sitzt auf einer breiten Treppe mit rotem Teppich in einem historischen Gebäude. Die Treppe ist rot und grün beleuchtet. Rechts steht eine große Skulptur, im Hintergrund sind weitere Figuren und Säulen.

Das heilende Museum

Ausstellung zu Achtsamkeit und Meditation im Kunstraum
Bode-Museum // Berlin

Das Projekt „Das heilende Museum“ vereint Achtsamkeit, medizinische Forschung und Kunstgeschichte. Medizinische Studien belegen, dass der Besuch von Kunstmuseen Stress und Ängste reduziert und die allgemeine psychische Gesundheit verbessert. Ein Museumsbesuch und das Betrachten von Kunstwerken können nicht zuletzt Achtsamkeit fördern. Das Bode-Museum bietet die Möglichkeit, Achtsamkeit durch praktische Übungen zu erlernen oder zu vertiefen. Ein eigens eingerichteter Museumsraum beschäftigt sich mit dem Thema in Geschichte und Gegenwart. Eine Auswahl anregender Meditationen kann kostenlos online abgerufen werden.

Das heilende Museum


Creativity as Mind Care

Fachtagung zu Kultureller Bildung, Resilienz und psychischem Wohlbefinden
3. bis 5. Dezember 2025 // Botschaft des Königreichs Niederlande und Palais Podewil // Berlin

Die internationale Fachtagung (auf Englisch) ermöglicht den multinationalen Austausch über die Stärkung von Resilienz, Empowerment und Selbstwirksamkeit durch Kulturelle Bildung. In Podiumsdiskussionen, Impulsvorträgen, interaktiven Sitzungen und künstlerischen Darbietungen werden die Teilnehmenden gemeinsam die Schnittpunkte von Kultureller Bildung, psychischer Gesundheit und Kinderrechten erkunden. Die Fachtagung ist eine Veranstaltung der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (BKJ) in Kooperation mit dem niederländischen Kenniscentrum voor cultuureducatie en amateurkunst (LKCA).

Creativity as Mind Care


Yayoi Kusama

14. März bis 2. August 2026 // Museum Ludwig // Köln

Das Museum Ludwig in Köln widmet der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama (*1929) eine umfassende Retrospektive zu ihrem über sieben Jahrzehnte reichenden Schaffen. Die Ausstellung entstand in enger Zusammen­arbeit mit der Künstlerin. Sie zeigt die Vielfalt der künstlerischen Medien, mit denen Kusama im Laufe der Jahre gearbeitet hat, darunter Malerei, Skulptur, Installationen, Zeichnung, Collage, Happenings, Live-Performances, Mode und Literatur. Ein besonderes Highlight ist einer ihrer berühmten Infinity Mirror Rooms. Kusama, eine Ikone der zeitgenössischen Kunst, fasziniert mit ihrem charakteristischen Stil aus Reihen großer, gleichmäßig verteilter Kreise (Polka Dots), organischen Formen und repetitiven Mustern, die das Thema der Unendlichkeit reflektieren. Die Künstlerin lebt seit 1977 auf eigenen Wunsch in einer psychiatrischen Einrichtung.

ARTinWORDS: Museum Ludwig – Yayoi Kusama (2026)

Bildstrecke: Die Fantastischen Fliedners

Zu den Comic-Zeichnungen von Kay Strathus

Pflegeheimbewohner*innen als Superheld*innen in einem Comic auftreten zu lassen – diese Idee hatte der Kunstgeragoge Kay Strathus schon länger: „Jeder stellt sich doch mal vor, wie es wäre, Superkräfte zu haben und die Welt nach der eigenen Pfeife tanzen zu lassen.“

Als Strathus den Comic Anfang 2020 im Fliedner-Haus, einer Pflegeeinrichtung der Diakonie in Neuss, umsetzen will, bricht die Corona-Pandemie aus. „Unser Projekt war der einzige Grund, weshalb sich die Leute noch versammeln durften.“ Sechs Bewohner*innen genießen die Abwechslung. Sie erfinden gemeinsam die Geschichte, in der sie sich selbst nacheinander in Superheld*innen verwandeln: Aus der musikalischen Brigitte Köppe zum Beispiel wird „»Die Trommlerin“, die mittels Schallwellen heilen und zerstören kann. Feinschmecker Martin Döllner treiben die dargebotenen „Gummibrötchen“ zur Weißglut und lassen ihn zum „Super-Döllner“ mutieren. Durch Strahlungsenergie wird aus Fußballfan Gerd-Dieter Tillner der „Gewaltige Till-Man“.

Zusammen treten die „Superhelden mit Rollator“ gegen den „schaurigen Schommer“ (Einrichtungsleiter Christoph Schommer) an, den sie für die schwer erträglichen Lebensumstände während der Corona-Pandemie verantwortlich machen.

Diakonie Rhein-Kreis Neuss (Hrsg.) (2020): Die fantastischen Fliedners. Superhelden mit Rollator. Storyboard und Text: Renate Kosmala, Gerd-Dieter Tillner, Brigitte Köpe, Josefine Ritterbach, Hildgard Kramp, Kay Strathus. Grafik: Kay Strathus.

Der Comic ist per E-Mail an kay@strathus.de bestellbar (Preis: 10,95 Euro). Als PDF ist er hier kostenfrei abrufbar.

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Mehr aus dieser Ausgabe

Der kubia-Qualitätsstern präsentiert in zwölf, kräftig bunt quarellierten Strahlen die Qualitätsdimensionen der Kulturgeragogik. .
  • Fachdiskurs

Strahlkraft der Kulturgeragogik – Der kubia-Qualitätsstern als Arbeitshilfe für kulturelle Bildungsangebote im Alter

Der kubia-Qualitätsstern wurde in einem partizipativen Prozess mit Kulturgeragog*innen überarbeitet und weiterentwickelt. Er soll als Arbeitshilfe dienen und präsentiert zentrale Leitlinien der Kulturgeragogik.

Eine ältere lachende Frau steht vor einem Flipchart und klebt eine orange Haftnotiz-Karte darauf. Auf der Karte steht „Empathie“.
  • Praxiseinblick

Alter(n) mit Zukunft – Ein Erlebnisbericht von der Weiterbildung Kulturgeragogik

Clara Hense, Weiterbildungsreferentin des Kulturgetriebes e.V., berichtet über den Weiterbildungskurs Kulturgeragogik 2025.

Tipps

23. Buchcover: Illustration des Bilderbuchs „Die Böckchen-Bande im Altersheim“. Großes Hauses mit Schornsteinen, davor drei Ziegen und weitere Tiere. Schild: „Willkommen im Haus Waldfrieden“.

© Klett Kinderbuch

Anarchie in Haus Waldfrieden

Bilderbuch-Tipp: Die Böckchen-Bande im Altersheim

Endlich Ferien! Doch die Böckchen-Bande hat nichts Besseres im Sinn, als wieder den üblichen Alm-Ausflug mit Waffeln und ein bisschen Troll-Ärgern zu machen. Nur – der alte Troll hockt diesmal nicht unter seiner Brücke. Der wohnt neuerdings im Altersheim. Spontan beschließen die Böckchen, ihn zu besuchen – und sie kommen genau zur rechten Zeit, denn der fiese Troll sorgt dort für ordentlich Aufregung.

In Norwegen haben die drei Ziegenbrüder und ihr Widersacher, der Troll, mittlerweile Star-Status. Der dritte Band der „Wimmelbücher des Wahnsinns“, fantasievoll in Filzstift-Optik illustriert von der vielfach ausgezeichneten Grafikerin Gry Moursund und mit witzigen Plots und Texten des bekannten Kinderbuchautors Björn Rörvik, widmet sich einem Thema, das in der Kinderliteratur eher selten vorkommt: Das Altersheim. In Haus Waldfrieden ist Schluss mit „Trautes Heim, Glück allein“, denn der eigensinnige Troll versetzt alle in Angst und Schrecken. Das Pflegepersonal ist hilflos – einen 300-Jährigen einfach vor die Tür setzen? Keine Chance!

Also greifen die Böckchen zu drastischen Mitteln. Geragogisch wertvoll? Eher nicht. Aber auf jeden Fall sehr lustig. Dreimal bäh, bäh, bäh für die Böckchen-Bande!

Weitere Informationen

Gry Moursund und Björn Rörvik (2019): Die Böckchen-Bande im Altersheim. Aus dem Norwegischen von Monika Osberghaus. Leipzig: Klett Kinderbuch, 48 S., ISBN 9783954702046

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Über einer Sofalehne liegt ein in eine Decke eingehülltes Bein.

© Deutschlandradio/Philipp Lemmerich

„Bei uns ist jeden Morgen Welturaufführung“

Podcast-Tipp: Gammel-Oasen Im Pflegeheim

Um diesen Podcast zu hören, sollte man es sich bequem machen und einen Gang runterschalten. Wir begeben uns in die Welt der „Gammel-Therapie“. Philipp Lemmerich war für den Deutschlandfunk zu Besuch im Julie-Kolb-Seniorenzentrum, einer AWO-Einrichtung im nordrhein-westfälischen Marl. Dort nennt sich einer der Wohnbereiche „Gammel-Oase“. Hier geben Menschen mit Demenz den Takt vor. Es gibt keine festen Essenszeiten, keine strengen Tagesabläufe, keine unumstößlichen Regeln. Dahinter steht ein durchdachtes Konzept, das die Bedürfnisse der Bewohner*innen ernst nimmt und ihre Autonomie bewahren möchte.

Einer der Grundsätze in der „Gammel-Oase“ lautet: Was heute funktioniert hat, kann morgen wie­der ganz anders sein. Wer um 22 Uhr frühstücken möchte, bekommt auch zu dieser Zeit das Frühstück. Statt einer Hausordnung gibt es eine Hausunordnung.

Dr. Stephan Kostrzewa, examinierter Altenpfleger, Sozial- und Pflegewissenschaftler, ist der Ideen­geber der „Gammel-Oase“. In seiner Jugend war er Punk. Ihn interessieren Menschen mit Demenz auch deshalb, weil sie sich nicht an Konventionen halten. Kostrzewa bezweifelt, dass Menschen mit Demenz in besonderer Weise Strukturen brauchen. Vielmehr glaubt er, dass die festen Strukturen und Settings im Pflegeheim selbst oft das herausfordernde Verhalten von Menschen mit Demenz beeinflussen.

Im Team der „Gammel-Oase“ wird nach der Verstehens-Hypothese gearbeitet: Die Mitarbeitenden fragen sich, warum Bewohner*innen so handeln, wie sie handeln. Oft finden sie einen Grund, viele der Bewohner*innen beruhigen sich – manchmal brauchen sie sogar weniger Medikamente, wie im Podcast berichtet wird. Ein paar Grenzen müssen gewahrt bleiben: Das betrifft die medizinische und die pflegerische Versorgung, zum Beispiel bei Inkontinenz. Doch wer sagt denn eigentlich, wie oft man sich duschen muss?

„Man muss schon ein bisschen Punk sein, um dieses Konzept der ‚Gammel-Oase‘ auch wirklich in dieser Radikalität umzusetzen“, glaubt Kostrzewa. Um darüber nachzusinnen, geh ich jetzt erstmal gammeln.

Philipp Lemmerich: Pflegeheim „Gammel-Oase“: Warum Nichtstun oft die beste Pflege ist, Deutschlandfunk Kultur, 8. Juni 2025, 33:32 Minuten.

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Lieblingsstück

Auto mit abstraktem Muster auf der Karosserie, geparkt vor einem Gebäude mit Glasfassade. Über der Eingangstür steht der Schriftzug „Yes we care“.

© Miriam Haller

Care-Auto

Dass wir mal ein Auto zum Lieblingsstück einer Kulturräume+-Ausgabe küren, hätten wir uns wohl nicht träumen lassen. Doch mit diesem Auto hat es etwas Besonderes auf sich: Das Auto ist Teil der Ausstellung „Yes, we care. Das Neue Frankfurt und die Frage nach dem Gemeinwohl“ im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main. Die Komponisten Marc Behrens und Hannes Seidl nehmen darin das Publikum mit auf den Audiodrive „Eure Welt“. Eingehüllt in eine Soundwolke aus heilenden, entschleunigenden Frequenzen und Interview-Collagen mit Pflegekräften begeben sich die Besucher*innen auf eine Rundfahrt durch die Stadt. Der Audiodrive bietet den Beifahrer*innen Einblicke in den oft harten Alltag mobiler Pfleger*innen, die mit dem Auto von Tür zu Tür hetzen, und kontrastiert deren enge zeitliche Taktung mit einer sphärischen Klanginstallation.

Im Auto soll es „zwischen Klangschalen und Bettpfannen oszillieren“, versprechen die Künstler. In jedem Fall regt der Audiodrive Gedanken, Fragen und Gespräche an: Was bedeutet uns Fürsorgearbeit heute? Und wie sieht es eigentlich mit der (Selbst-)Fürsorge der Pflegenden aus? In welchem Verhältnis stehen Pflegearbeit und die boomende Wellness- und Self-Care-Branche?

Noch bis Mitte Januar 2026 starten mittwochs, samstags und sonntags zwei Autos vom Museum aus in den Frankfurter Stadtraum. Die Fahrten dauern ungefähr 50 Minuten. Darüber hinaus können Besucher*innen die beiden Autos als Installation im Hof vom Museum Angewandte Kunst bewundern.

Weitere Informationen

Museum Angewandte Kunst: Eure Welt – Ein Audiodrive

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Weitere Ausgaben von Kulturräume+

Das Cover der 29. Ausgabe des kubia-Magazins Kulturräume+ zeigt fünf ältere fünf Personen in einem realitätsnahen Comic-Stil, zwei von ihnen sitzen in Rollstühlen. Darunter steht „Superhelden mit Rollator – Die fantastischen Fliedners“ und weiter unter der Magazin-Titel „We care! Sorge und Solidarität in Kunst und Kultur“.
  • Magazin
  • 2025

We care! Sorge und Solidarität in Kunst und Kultur

Während die Pflege selbst zum Pflegefall erklärt wird, werden die Rufe nach einer neuen Kultur der Sorge lauter – weg von der individuellen Last, hin zu einer solidarischen Praxis der Für- und Selbstsorge. Diese Ausgabe zeigt, welche Beiträge die Künste, Kunst- und Kultureinrichtungen sowie kulturgeragogische Angebote für diese neue Care-Kultur leisten.

Die Grafik bildet das Cover des kubia-Magazin Kulturräume+ Nr. 28 im Anschnitt ab. Das Titelfoto zeigt eine Person, die ihre Zunge herausstreckt und an einem blau-gelben Spülschwamm zu lecken scheint, welcher ähnlich einem Eis am Stiel auf einem Holzstab steckt.
  • Magazin
  • 2025

Zur Sache: Kulturgeragogik der Dinge

In dieser Ausgabe geht’s zur Sache: Wir beschäftigen uns mit den Dingen und ihrer Rolle in der Kulturgeragogik. Im Alter tauchen „Dingsda“ und „Dingsbums“ schon mal häufiger auf, wenn uns etwas entfallen ist. Andererseits wecken Dinge wie Alltagsgegenstände, Kleidungsstücke oder Fotografien Erinnerungen, bringen uns zum Erzählen und verbinden uns mit anderen.

Das Cover der Kulturräume Nr. 27 zeigt eine Frau, die mit ihrer Jacke an dem Pfahl eines Verkehrsschildes verbunden ist. Neben ihr ist eine ältere Passantin zu sehen. Das Foto stammt aus der Performance „Dressing the City und mein Kopf ist ein Hemd #2“ von Angie Hiesl + Roland Kaiser.
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  • 2024

Bremer Stadtmusikant*innen – Kulturteilhabe und Altersarmut

Der Blick in die Säle vieler klassischer Kultureinrichtungen ist trügerisch: Obwohl dort oft ältere Menschen die Publikumsmehrheit bilden, sind unter den Älteren die kulturell Aktiven klar in der Minderheit. Wer arm ist, gehört besonders selten zu den regelmäßigen Kulturnutzer*innen. Im Fokus der 27. Ausgabe des kubia-Magazins steht die kulturelle Teilhabe von älteren Menschen, die an oder unter der Armutsgrenze leben.

Das Cover des kubia-Magazin-Ausgabe 26 mit einem Foto, das eine ältere Frau zeigt, die ein grünes langes Kleid trägt und von Blumen und Pflanzen umrankt ist, welche aus Textilmaterial gefertigt wurden.
  • Magazin
  • 2024

Vom Altweibersommer zu Queer Ageing – Feminismus in der Kulturgeragogik

Die 26. Ausgabe des kubia-Magazins fragt, wie der Feminismus wissenschaftliche Diskurse, kulturelle Praxis und weibliche Biografien geprägt hat.

Das Magaszincover zeigt ein Foto eines älteren Mannes, der ein Laurel-und-Hardy-T-Shirt mit der Beschriftung "Laurel & Hardy Museum Solingen" und eine Melone im Stil des Komiker-Duos trägt. In den Händen hält er eine Statue des Kopfes von Oliver Hardy und im Hintergrund sind weitere Figuren, Poster usw. von Laurel und Hardy zu sehen.
  • Magazin
  • 2023

Wunderkammern – Inklusive und altersfreundliche Museumsarbeit

Die 26. Ausgabe des kubia-Magazins fragt, wie der Feminismus wissenschaftliche Diskurse, kulturelle Praxis und weibliche Biografien geprägt hat.

Cover Kulturräume+ 23/2022. Foto von Enda Burke aus der Serie "Homebound with my parents". Ein Mann und eine Frau in Pink sitzen an einem Tisch und trinken aus Strohhalmen rosa Cocktails. Hintergrund türkisfarben gemusterte Tapete.
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  • 2022

Miteinander unterschiedlich – Generationenbegegnung in Kunst und Kultur

In dieser Ausgabe der Kulturräume+ geht es um den Dialog der Generationen und wie er durch Kulturelle Bildung gefördert werden kann.

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Porträt von Azina Barzideh vor magentafarbenem Hintergrund

Azina Barzideh